BiographieArbeit
„Von Kreisen, die mein Leben zog …“
Unsere Art von BiographieArbeit lädt dazu ein, das eigene Leben zu erinnern, einer interessierten Zuhörerin rückblickend zu erzählen, sich damit selbst „einen Reim darauf zu machen“ und als Lebensgeschichte dokumentiert für die Nachkommen zu erhalten.
Grund-Format:
Erzähler*in und Zuhörer*in treffen sich ca. 2 – 3 Mal für ca. 2 – 3 Stunden. Die Erzählung wird aufgenommen, anschließend als Tondokument bearbeitet und so der Erzähler*in zu ihrer weiteren Verwendung zur Verfügung gestellt.
Inhaltliche Besonderheiten:
- Es geht nicht darum Fragen zu stellen, sondern um empathisches, zugewandtes und interessiertes Zuhören mit Zeit.
- Die interviewten Personen nehmen selbstbestimmt und aus eigenem Impuls heraus teil.
- Die erklärten Ziele machen ihnen, nach ihrem eigenen Verständnis, Sinn.
- Es ist ein Erzählen der Lebensgeschichte mit selbst gewählten Schwerpunkten.
- Die Darstellung der Biographie bleibt in der Entscheidung der Erzählenden.
- Es erfolgt zu keiner Zeit eine Wertung oder Berichtigung durch die Zuhörerin.
- Die freie Gestaltung des Zeit-, Handlungs-, und Ereignisbezuges zu geschichtlichen und persönlichen Daten ermöglicht eine individuelle, nicht unbedingt chronologische Darstellung der Lebensgeschichte.
- Den Erzählenden steht es frei, einen Erkenntnisgewinn aus dem Erzählten zu ziehen und ggf. zu formulieren.
- Um typische Merkmale des Ausdrucks zu erhalten und die sprachlichen Besonderheiten zu bewahren ist es von besonderer Bedeutung den Erzählfluss zu ermöglichen. Dieser wird unterstützt durch aufmerksames und interessiertes Zuhören.
Das Tondokument:
- mit Erhalt der Stimme,
- der ganz eigenen und individuellen Art zu erzählen,
- dem Tonfall,
- den sprachlichen und inhaltlichen Betonungen,
- den typischen Merkmalen des Ausdrucks und
- anderen individuellen Besonderheiten
Durch die besondere Form der Ergebnissicherung entsteht zusätzlich ein individueller, personenbezogener Erinnerungs-„Schatz“ über die Generationengrenzen hinweg.
Die erzählte Lebensgeschichte kann als Vermächtnis an die Kinder und Enkel bewahrt und/oder ggf. bereits zu Lebzeiten weitergegeben werden. Jedem, der einen liebgewonnenen Menschen verloren hat, fällt es leicht, den Wert einer solchen Ton-Dokumentation nachzuvollziehen.
Vorklärung:
Sie rufen uns an oder schicken eine Mail. Wir besprechen in einem Vorgespräch die Vorgehensweise mit Ort, Häufigkeit, Dauer und Beginn der Erzählungen. Die Kosten variieren je nach Häufigkeit der Treffen und der Entfernung zum Erzählort. Honorarsatz: 50,00 Euro / 60 Min. zzgl. MwSt. und Fahraufwand
Gesundheitswissenschaftlicher Hintergrund:
In der Vergangenheit der heute 70–100jährigen Menschen gibt es, zeitgeschichtlich und persönlich, viele bedeutsame Ereignisse. Der Versuch authentischer Darstellung, individueller Betrachtung und die Beschreibung subjektiven Erlebens lässt Erzählungen zu einem einzigartigen „Blick in die Vergangenheit“ werden.
Diese Gelegenheit, eine unverwechselbare und einzigartige Lebensgeschichte zu erhalten, ist aus meiner Sicht von vielfältigem Nutzen, am bedeutsamsten
- für die erzählende Person selbst und deren Gesundheit, darüber hinaus jedoch auch
- für Angehörige,
- für die nachfolgenden Generationen und/oder
- für die an „Geschichte/n von unten“ Interessierte.
Aber natürlich ist es auch, ohne einen betonten Nutzen, von eigener Bedeutung meine Lebensgeschichte zu erzählen und auch zu hinterlassen. Es gibt Menschen, die gerne erzählen, manche haben wenig Gelegenheit dazu und manche würden ihr Leben gerne dokumentieren, scheuen aber den damit verbundenen Aufwand.
Motivationen zu erzählen gibt es viele:
„Ich habe soviel erlebt“! „Ich hatte ein erfülltes und ereignisreiches Leben“! „Ich würde gerne von mir erzählen!“ „Bei uns war das alles ganz anders“! „Wenn ich erzähle bleibt es in Erinnerung“! „Mit dem Erzählen kommt die Erinnerung“! „Bitte erzähle mir aus deinem Leben!“ „Erzähle mir, wie das in eurer Zeit war“? „Ich hätte dich so gerne noch so vieles gefragt!“ Manche dieser Anliegen im Blick und dann zu erzählen – geplant, unvorbereitet, strukturiert oder einfach spontan beginnend – alles ist möglich und die Gestaltungsmöglichkeiten vielfältig.
Der „Nutzen“ der „Biographiearbeit“:
1. Die Ermöglichung eines gesundheitsfördernden Erzählprozesses
Die Teilnehmerinnen erhalten die Möglichkeit zum Erinnern und Erzählen von Ereignissen, von Lebensabschnitten und bedeutsamem Geschehen, ohne Zeitdruck. Durch Auswahl, Wertung und Deutung des gelebten Lebens aus eigener Sicht entsteht eine individuelle Erinnerung.
Im Erzählprozess bietet sich die Chance
- Erinnerungen und Schwerpunkte des vergangenen Lebens selbst zu wählen,
- die eigene Lebensleistung zu erkennen,
- zu würdigen,
- sich der Stärken und Ressourcen
- und der positiv bewältigten Erlebnisse der Vergangenheit bewusst zu werden,
- Geschehenes zu überdenken,
- neu zu sehen und einzuordnen,
- neu zu gestalten und auch
- ggf. sich von einzelnen Erinnerungen zu verabschieden und loszulassen
Der Erzählprozess lädt zusätzlich dazu ein
- sich mancher Sinnhaftigkeit bewusst zu werden,
- Vergangenes aufzuarbeiten und abzuschließen.
Das Erzählen selbstbestimmter Inhalte ermöglicht es eine eigenverantwortliche und sich (die Erzählerin) selbst schützende Auswahl vorzunehmen. Die nach salutogenetischem Verständnis wichtigste Grundlage für einen gesundheitsfördernden Lebensvollzug, auch im Alter, sind gelebte Dimensionen von Verstehbarkeit, Mitgestaltung und Sinnhaftigkeit (vgl. Aaron Antonowsky). Diese können im Erzählprozess, in Anwesenheit einer interessierten Zuhörerin, gefördert werden.
2. Die Geschichte der Generationen für die Nachwelt erhalten
Viele Informationen, Geschichten und Erlebnisse gehen durch die Generationengrenzen verloren. Wir interessieren und beschäftigen uns, in der Regel, erst in unserem späteren Lebensalter mit der Vergangenheit der Eltern und Großeltern. Erst wenn auch wir schon eine „Geschichte“ gelebten Lebens hinter uns haben, bekommt die Vergangenheit der Generationen vor uns (erstmals) Bedeutung. Dann müssen wir uns eingestehen: „Ich hätte sie/ihn gerne noch so vieles gefragt!“, und nicht selten ist die Chance dazu unwiederbringlich vorbei. Es ist ein Geschenk, biographische Daten zu einem Zeitpunkt zu erhalten, an dem die erzählende Person in möglichst hohem Grad urteilsfähig und orientiert ist.
3. Das Entstehen einer Informationsquelle aus erster Hand
Die Lebenserwartung steigt. Die Anzahl der Menschen in hohem und sehr hohem Alter nimmt zu. Das Wissen um den direkten Zusammenhang von Alter und Demenz ist heute ebenso offenkundig wie die Bedeutung der Biographie als Grundlage der individuellen Pflege im Alter. Die Wichtigkeit biographischer Daten wird jedoch oft erst mit ihrem Fehlen bemerkt. Das Eintreten einer Pflegesituation im Alter geht häufig mit psychischen Veränderungen einher, welche eine Informationsbeschaffung individueller Daten aus erster Hand erschweren. Die mögliche schriftliche Dokumentation der durch das Erzählen erhaltenen, differenzierten, biographischen Informationen kann von großem Nutzen sein für einen sofortigen und evtl. späteren Einsatz in der gesundheitsfördernden, personenbezogenen Pflege.